Was feiern wir eigentlich zum Osterfest? Es gibt Stimmen die meinen, für evangelische Christen sei der Karfreitag und die Erinnerung an den Kreuzestod, der wichtigste Feiertag im Kirchenjahr. Doch Millionen von Christen feiern mit uns am Ostersonntag den Tag der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christi. Das eine geht wohl nicht ohne das andere. Tod und Auferstehung liegen eng beieinander. Seit tausenden von Jahren sind Menschen in der Theologie und der Philosophie darum bemüht, über die letzten Dinge Auskunft geben zu können.

Mit dem Tod wird dem Menschen aber eine Grenze gesetzt, die er allein ohne seinen Glauben nicht überschreiten kann. Wie stellen Sie sich persönlich das ewige Leben vor? Ich möchte Ihnen meine persönliche Ostergeschichte von Klaus Berger mit auf den Weg geben, der uns darüber nachdenken lässt, wie dieses Ewige Leben aussehen kann.

Es geschah, dass in einem Schoß Zwillingsbrüder empfangen wurden. Die Wochen vergingen, die Knaben wuchsen heran. In dem Maß, in dem ihr Bewusstsein wuchs, stieg die Freude: „Sag, ist es nicht großartig, dass wir empfangen wurden? Ist es nicht wunderbar, dass wir leben?“ Die Zwillinge begannen ihre Welt zu entdecken. Als sie aber die Schnur fanden, die sie mit der Mutter verband und die ihnen die Nahrung gab, da sangen sie vor Freude: „Wie groß ist die Liebe unserer Mutter, dass sie ihr eigenen Leben mit uns teilt!“

Als aber die Wochen vergingen und schließlich zu Monaten wurden, merkten sie plötzlich, wie sehr sie sich verändert hatten. „Was soll das heißen?“, fragte der eine. „Das heißt“, „dass unser Aufenthalt in dieser Welt bald ihrem Ende zugeht.“ – „Aber ich will gar nicht gehen“, erwiderte der eine, „ich möchte für immer hier bleiben.“ – „Wir haben keine andere Wahl, aber vielleicht gibt es ein Leben nach der Geburt!“ – „Wie könnte das sein?“, fragte wieder zweifelnd der erste, „wir werden unsere Lebensschnur verlieren und wie wollten wir ohne sie leben können? Und außerdem: keiner ist je zurückgekommen und hat uns gesagt, dass es ein Leben nach der Geburt gibt. Nein, die Geburt ist das Ende!“

So fiel der eine von ihnen in tiefen Kummer und sagte: „Wenn die Empfängnis mit der Geburt endet, welchen Sinn hat dann das Leben in diesem Schoß? Es ist sinnlos. Womöglich gibt es gar keine Mutter hinter allem.“ – „Aber sie muss doch existieren“, protestierte der andere, „wie sollten wir sonst hier her gekommen sein? Und wie könnten wir am Leben bleiben?“

Hast du je unsere Mutter gesehen?“, fragte der eine. „Womöglich lebt sie nur in unserer Vorstellung. Wir haben sie uns erdacht, weil wir nur so unser Leben besser verstehen können.“ Und so waren die letzten Tage im Schoß der Mutter gefüllt mit vielen Fragen und großer Angst.

Schließlich kam der Moment der Geburt. Als die Zwillinge ihre Welt verlassen hatten, öffneten sie ihre Augen. Sie sahen ein helles Licht und schrien vor Freude über das neue Leben. Was sie sahen, übertraf ihre kühnsten Träume.

Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Er schenkt uns neues Leben! Ein gesegnetes Osterfest wünscht Ihnen,

Ihr Pfarrer Martin Krautwurst, Meran

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