Sacramenti

Nach lutherischer Auffassung sind die Sakramente „Zeichen und Zeugnis“ des göttlichen Willens, durch die der Glaube einerseits geweckt, andererseits auch gestärkt wird. Wesentlich für das evangelische Sakramentsverständnis sind zum einen die Einsetzung durch Jesus Christus selbst nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift, zum anderen die Verbindung von sichtbaren Element (Wasser bzw. Brot und Wein) mit einer Auslegung ihrer Bedeutung. Die evangelische Kirche kennt deshalb nur zwei Sakramente: Taufe und Abendmahl.

Johannes Brenz, Freund Martin Luthers und württembergischer Reformator, konnte deshalb von den Sakramenten als „göttlichen Wortzeichen“ sprechen. Den Auftrag zur Taufe hat die Kirche durch den auferstandenen Christus erhalten (Matthäus 28,18-20), ebenso hat Jesus das Abendmahl gestiftet (Markus 14,22-25) und die Beichte (Buße) eingesetzt (Matthäus 18,15-18), der allerdings ein sichtbares äußeres Zeichen fehlt. In der katholischen, in der orthodoxen und auch in der anglikanischen Kirche gibt es hingegen sieben Sakramente – neben Taufe und Eucharistie (Abendmahl) auch die Buße (Beichte), Firmung, Krankensalbung (“letzte Ölung”), Ehe und Ordination (Weihe der Diakone, Priester und Bischöfe). Umstritten ist, ob auch die Beichte ein Sakrament ist (so z. B. in Artikel 13 des Augsburger Bekenntnisses).

Weil nach reformatorischem Verständnis in den Sakramenten Gott selbst an uns Menschen handelt, gibt es in der evangelischen Kirche die Kindertaufe als Zeichen dafür, dass Gottes Gnadenzusage unabhängig von unserer menschlichen Aufnahmefähigkeit gilt. Martin Luther selbst konnte etwa in Momenten größter innerer Anfechtung und Niedergeschlagenheit sich an die Gewissheit klammern: „Ich bin getauft!“ Ebenso sind zum Abendmahl in einem evangelischen Gottesdienst alle Getauften unabhängig von ihrer konfessionellen Zugehörigkeit eingeladen, da Jesus selbst der Gastgeber ist.