
Auch die Tiere empfangen den Segen
Und siehe, es war sehr gut
Vor Kurzem haben wir in unserer lutherischen Kirche in Triest einen besonderen Gottesdienst gefeiert: die Segnung der Tiere. In diesem Jahr waren ausschließlich Hunde da – etwa zwanzig an der Zahl –, begleitet von den Menschen, die sie lieben. Mit ihrer lebendigen, neugierigen, manchmal etwas unruhigen Präsenz füllten sie die Kirche. Und doch lag über allem ein tiefer Gedanke: Auch sie gehören zu Gottes guter Schöpfung.
Die Bibel spricht oft von den Tieren nicht als bloßen Dienern des Menschen, sondern als von Gott geliebte Geschöpfe. Im Psalm 104 heißt es:
„Es wartet alles auf dich, dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.“ (Psalm 104,27–28).
Gott sorgt für jedes Leben. Sein Segen kennt keine starren Grenzen zwischen Mensch und Tier. Alles Lebendige ist eingeschlossen in seinen liebevollen Blick.
Am Ende des Buches Jona spricht Gott:
„Und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen sind […] dazu auch viele Tiere?“ (Jona 4,11).
Eine überraschende Aussage: Gott nennt ausdrücklich auch die Tiere als Grund seiner Barmherzigkeit. Ein Zeichen dafür, dass Gottes Mitgefühl die ganze Schöpfung umfasst.
In Triest, zwischen Meer und Karst, Bora und Sonne, lässt sich die Schönheit und Vielfalt der Schöpfung unmittelbar erleben. Die Tiere, die uns begleiten – in Parks, Wohnungen, am Strand oder auf Wanderwegen –, lehren uns Vertrauen, stilles Dasein, Treue und Freude. Manchmal sagen sie mehr als viele Worte.
Wenn wir ein Tier segnen, machen wir es nicht zum Menschen, sondern erkennen es als Teil von Gottes Schöpfung. Ein einfacher, aber tiefer Akt: zu sagen, dass jedes Leben Wert hat. Auch das, was die Welt für „klein“ hält – wie einen Spatz – ist Gott nicht gleichgültig:
„Verkauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater“ (Matthäus 10,29).
Segen ist immer Ausdruck von Beziehung: Gott neigt sich uns zu – und wir neigen uns liebevoll zu den Geschöpfen, die uns anvertraut sind. In einer Welt voller ökologischer Wunden ist das auch ein Zeichen der Verantwortung. In diesen Sommertagen lasst uns offen sein für die Schönheit der Schöpfung. Und vielleicht hören wir – im Blick eines Hundes, im Gesang eines Vogels oder in der Stille eines Bergpfads – ein Echo der Stimme des Schöpfers, der auch heute noch sagt: „Und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31).
Pfarrer Andrei Popescu, Triest