Ökumene

Die Evangelisch Lutherische Kirche ist eine ökumenische Kirche.
Die Kirchenspaltung befindet sich im Widerspruch mit ihrer Begründung, nämlich dass Jesus Christus ‘Eins’ ist. Daher stellt die Ökumene eine Berufung dar, welche die Evangelisch Lutherische Kirche schon immer mitbrachte: Sie stellt Christus in die Mitte. Bestreben der Ökumene ist nicht die Vereinigung aller Kirchen unter dem Dach einer einzelnen kirchlichen Institution, vielmehr geht es um die gegenseitige Anerkennung und um ein Wesen der Vereinbarung, in dem die Eigenschaften der einzelnen Kirchen fortbestehen und keinen Grund der Teilung darstellen.

Die Evangelisch Lutherische Kirche und die Reformierten evangelischen Kirchen erkennen einander vollständig an. Ebenso z.B. die skandinavischen Lutherischen Kirchen und die englische Anglikanische Kirche. Mit der Römisch Katholischen Kirche und mit den Orthodoxen Kirchen verbindet uns der gemeinsame Glaube in den frühen Jahrhunderten.
Die Ekklesiologie der Lutherischen Kirche beinhaltet, dass sie die eine, wahre, heilige, apostolische und universale Kirche darstellt, allerdings nicht im ausschließenden Sinn. Deshalb liegt es in ihrem Wesen die Einheit mit den anderen Konfessionen zu suchen. Einheit bedeutet nicht eine einzige kirchliche Institution mit einheitlichen Gebräuchen und Praxen. Aus unserer Sichtweise genügt es zur Einheit der Kirchen, dass die zwei Grundpfeiler der Kirche harmonisieren: das Evangelium und die Sakramente. Alles andere darf auch unterschiedlich sein. Wir bezeichnen dieses Einheitsmodell als „Versöhnte Verschiedenheit“.

Nach ca. 450 Jahren der Trennung, haben 1973 die Lutheraner und die Reformierten die Einheit mit der Leuenberger Konkordie erreicht. Bis heute haben 103 National- und Landeskirchen die Konkordie unterzeichnet. Mit der Porvoo-Gemeinschaft 1993 kam es zur gegenseitigen Anerkennung zwischen den skandinavischen lutherischen Kirchen und der Anglikanischen Kirche. 1999 haben der Lutherische Weltbund und die Römisch Katholische Kirche die  „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ unterzeichnet, und damit die gegenseitigen Vorwürfe in Bezug auf die damals in der Reformationszeit zentralen Fragen überwunden. Andere trennende Themen bleiben bestehen, vordergründig die Frage darüber was die Kirche ist und bzgl. des ordinierten Priestertums. Mit der Orthodoxen Kirche gibt es viele ermutigende Dialogansätze.

Die Ökumene ist für die Evangelisch Lutherische Kirche etwas Natürliches, auch weil überall mit den gleichen Ansätzen praktiziert wird: in der Theologie sollen die wichtigen Dinge von den nebensächlichen oder irreführenden unterschieden werden. Jesus Christus in der Mitte und zugleich der Bezug auf die Bibel sollen die Theologie fortdauernd erneuern. Dem Gottesdienst sollte immer eine Form gegeben werden, welche auf wesentliche Elemente beruht, die von allen geteilt werden.