Jugend ohne Gott? Während in vielen Gemeinden um Pfingsten herum Firmung und auch deren evangelisches Pendant, die Konfirmation, gefeiert werden, bestätigt eine neue Trendstudie nur, was wir im Grunde genommen doch längst schon wussten. Religion und Glaube, so wie sie die Kirchen vorleben, spielen bei jungen Menschen kaum noch eine Rolle.
Wie war das eigentlich bei mir, als ich noch in diese Altersgruppe fiel? Jugend. Mir stellte sich die Frage im Grunde gar nicht. Als Pfarrerskind in den 60er und 70er Jahren, da war Kirche für mich gesetzt. Ich musste in den Kindergottesdienst, ob ich wollte oder nicht, und ebenso wurde zu Tisch gebetet. Der Konfirmandenunterricht war nicht wirklich eine freie Entscheidung meinerseits. Zu allem Überfluss kam ich dann auch noch in eine Gruppe, in der ich keinen kannte. Der Kompromiss: zur Konfirmandenfreizeit musste ich nicht mitfahren. Ich wüsste zu gerne, was meine Eltern damals als Grund angegeben haben …
Heute habe ich die Seiten gewechselt und freue mich auf Konfirmanden- und Jugendfreizeiten, liebe den Kindergottesdienst und versuche nun selbst, meine Kinder für all das zu werben. Die Konfirmanden, denen ich dabei begegne, haben in der Regel – wie ich eben auch – Eltern, denen der Unterricht wichtiger ist, als den Jugendlichen selbst, zunächst zumindest. Wenige Jugendliche empfinden mit 13, 14 Jahren ein Defizit, eine Langeweile, ein Unausgelastet-sein in ihrem Alltag, das ihrem Empfinden nach durch einen Konfirmandenunterricht geheilt werden müsste. Und ob die Gottesfrage und die Auseinandersetzung mit Kirche schon so drängend ist, dass sie die jungen Leute förmlich in den kirchlichen Unterricht hineindrängt? Ich bin da nicht so sicher.
Vor allem den Elternhäusern verdanken wir also unsere Konfirmanden und Firmlinge. Aber wenn die Jugendlichen mal da sind – das erlebe ich regelmäßig auch bei Schulklassen, die unsere Kirche besuchen, und auf unserer ELKI-Jugendfreizeit sowieso -, wenn sie mal da sind, kann man mit ihnen wunderbar diskutieren. Sie hören zu, sind tolle Gesprächspartner, stellen Fragen, ehrlich, tabufrei, hinterfragen und wollen mit ihren Ideen und Überzeugungen gehört werden.
Jugend ohne Kirche? Vielleicht. Aber: Jugend ohne Gott? Gewiss nicht.
Pfr. Michael Jäger, Bozen